Unsere Frauenquote in der Logistik ist sehr tief. Auch in der beruflichen Grundbildung haben wir wenige Bewerberinnen. Doch wieso ist das so? Welche Vorurteile bestehen? Wir haben zu diesem Thema unsere beiden Logistik-Damen Fulya Aytar-Oksay und Alischa Deflorin sowie Mischa Finger, Betriebs- und Produktionsleiter, aus der Filiale Villmergen befragt.

Fulya und Alischa verbindet sehr viel. Beide haben aus verschiedenen Gründen eine Lehre abbrechen müssen, und beide haben gleichzeitig als Temporärmitarbeiterinnen in der Konfektionierung in der Filiale Villmergen gearbeitet und sich dort kennengelernt. Ab diesem Moment ist eine sehr starke Verbindung entstanden, und beide hatten das gleiche Ziel: Sie wollten eine Lehre absolvieren und abschliessen.

Alischa

Teamleiterin in der Kommissionierung Filiale Villmergen

«Durch unsere hohe Einsatz­bereitschaft als temporäre Mitarbeiter­innen hat uns Mischa sehr schnell Vertrauen entgegen­gebracht und uns die Möglichkeit gegeben, eine Ausbildung zur Logistikerin EFZ zu machen. Danke Mischa!»

Fulya

Bereichsleiterin in der Konfektionierung Filiale Villmergen

«Ich wusste nichts über die Logistik, doch dank Alischa wagte ich den Schritt und habe festgestellt, dass ich mir diese Ausbildung sehr gut vorstellen kann. Das war unsere letzte Chance, und wir sind Mischa sehr dankbar!»

Mischa

Betriebs- und Produktionsleiter Filiale Villmergen

«Massgebend für den Lehrvertrag war ihr junges Alter. Sie hatten beide einen positiven Drive. Ich sah in den beiden Potenzial. Die Gefahr, dass eine Bequemlichkeit überhandnimmt und sie dann nicht mehr den Aufwand einer Ausbildung in Angriff nehmen, hat mich ebenso dazu bewogen.»

Was denkst du, weshalb ist die Frauenquote in der Logistik (Fachrichtung Lager) so tief?
Alischa

«In den Führungspositionen ist die Logistik immer noch eine Männerdomäne. Aus diesem Grund haben die weiblichen Fachkräfte zu wenig Vorbilder. Ausserdem wird die Arbeit in der Logistik häufig mit schwerer körperlicher Belastung in Verbindung gebracht, weshalb sich viele Frauen die Arbeit nicht zutrauen.»


«Wir unterstützen uns gegenseitig, egal ob Mann oder Frau.»

Der Bereich Logistik beinhaltet aber teilweise auch schwere Arbeiten. Wie gehst du damit um, wo liegen die meisten Vorurteile und was ist deine Erfahrung damit?
Fulya

«Vorurteile wie Frauen können nicht Stapler fahren, die Arbeit ist viel zu schwer, sie können sich bei den Männern nicht durchsetzen oder in Stresssituationen sind sie zu emotional. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass es auch viele Männer gibt, die gleichermassen Mühe haben bei schweren Arbeiten, denn nicht jeder Mann ist gross und kräftig gebaut. Deshalb ist die Teamarbeit sehr wichtig. Wir unterstützen uns gegenseitig, egal ob Mann oder Frau. Bei uns arbeiten Männer und Frauen in Führungspositionen, und da merkt man keine Unterschiede. Meiner Meinung nach ist der Charakter massgeblicher als das Geschlecht.»


«Durch unsere hohe Einsatzbereitschaft als temporäre Mitarbeiterinnen hat uns Mischa sehr schnell Vertrauen entgegengebracht.»

Wie, denkst du, können wir mehr Frauen für die Logistiklehre gewinnen?
Mischa

«Das ist eine sehr gute Frage. Es freut mich, zu sehen, dass sowohl in der Logistik wie auch im Transport immer mehr Frauen tätig sind. Generell ist der Gedanke, was ein Männer- oder ein Frauenberuf ist, immer noch zu stark in unseren Köpfen verankert. Wichtig ist, nach aussen zu tragen, dass Frauen in diesem Beruf sehr willkommen sind und dass grossartige Karrieremöglichkeiten bestehen. Der Logistikberuf an sich hat immer noch ein verstaubtes Image. In diesem Beruf hat sich in den letzten Jahren so viel getan. Heute bieten sich so viele Möglichkeiten nach einer fundierten Grundbildung.»


Den Beweis dafür, dass es gross­artige Karriere­möglichkeiten gibt, haben wir mit Alischa und Fulya. Wo steht ihr heute nach der Lehre bei Planzer und was sind eure Ziele?
Fulya

«Seit meinem Abschluss 2019 arbeite ich als Bereichsleiterin in der Konfektionierung. Mein Ziel ist es, mich stetig weiterzuentwickeln und Neues zu lernen. Planzer bietet viele Möglichkeiten, wenn der Wille da ist. »

Alischa

«Seit mittlerweile zwei Jahren bin ich Teamleiterin in der Kommissionierung. Durch diese neue Herausforderung war ich motiviert, eine Weiterbildung zur Logistikfachfrau zu starten, die ich diesen Mai abschliesse. Mein Ziel ist es, mich stetig weiterzuentwickeln. Wichtig dabei ist es, seine eigenen Schwächen zu erkennen und sie zu seinen eigenen Stärken zu machen. »


Nun nimmt uns auch noch Wunder, was ihr über die Logistiklehre bei Planzer denkt. Was spricht für eine Lehre bei uns?
Fulya

«Abwechslungsreiche Arbeiten, man setzt sich für Lernende ein, die auch bereit sind, zu lernen und sich weiterzuentwickeln. Von langjährigen Mitarbeitenden und deren Erfahrung kann man viel lernen. Die geleistete Arbeit wird mehrheitlich geschätzt, und man wird nicht als «billige» Arbeitskraft angesehen.»

Alischa

«Mir gefällt das vielfältige Programm für die Lernenden, denn sie dürfen in der Lehrzeit in den verschiedenen Abteilungen ihre Erfahrungen sammeln und werden bei gutem Einsatz gefördert und unterstützt. Der gute Lehrlingslohn sowie die Seminare und Ausflüge runden die Lehrzeit ab.»


Das Schlagwort «Generation Z» ist in aller Munde. Ihr seid noch jung, was denkst du über diese Generation?
Alischa

«Ich vermute, dass sich in der Vergangenheit jede Generation Sorgen um ihre Folgegeneration gemacht hat, so zum Beispiel auch schon in den 60er-Jahren mit der damaligen Jugendbewegung. Die sozialen Umschwünge, die durch diese Bewegungen ausgelöst werden, beunruhigen viele Menschen. Der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier. Natürlich haben auch die sozialen Medien einen grossen Einfluss auf das Denken und Handeln der Jugendlichen, dies auch durch die aufkommenden Kryptowährungen und den Glauben an schnelles Geld. Allerdings denke ich, dass sich die Generation Z lediglich der ihr verfügbaren Modalitäten bedient und diese mit viel Kreativität verwendet.»


Wie habt ihr euch während der Lehre gegenseitig motiviert?
Beide

«Wir haben uns während der Lehre gegenseitig herausgefordert: Wer kommissioniert mehr Posten? Wer schafft es, den Container schneller zu entladen? Das war nicht nur effizient, es hat auch unglaublich Spass gemacht!»


Was könnt ihr unseren Ausbildenden im Umgang mit Lernenden empfehlen?
Fulya

«In hektischen und strengen Zeiten ist es schwierig, auf Lernende einzugehen. Trotzdem ist es wichtig, die Lernenden nicht sofort abzuweisen, sondern mit ihnen zu kommunizieren und mitzuteilen, dass man später auf sie zukommt. Und dies sollte dann auch eingehalten werden. Nicht alle Lernenden sind gleich. Manche haben eine rasche Auffassungsgabe, andere arbeiten lieber etwas langsamer, dafür genauer. Solange dies im Rahmen ist, sollten die Ausbildenden mehr Verständnis zeigen, da alle mal bei null gestartet sind und wissen, dass es Zeit braucht, um die Arbeiten neu zu lernen.»

Alischa

«Da stimme ich Fulya zu. Häufig ist es nämlich der Fall, dass man Lernende für langsames oder fehlerhaftes Arbeiten kritisiert. Dies erscheint mir wenig sinnvoll, da man von den Lernenden nicht dasselbe Mass an Produktivität erwarten kann wie von Mitarbeitenden, die seit einigen Jahren im Beruf tätig sind. Weiterhin würde es die Motivation der Lernenden ungemein erhöhen, wenn man ihnen aufzeigt, wo ihre Stärken liegen. Allerdings sollten Fehler nicht ausser Acht gelassen werden. Wenn Lernende Fehler begehen, sollte man daraus eine Lernmöglichkeit machen.»


Was ist, gemäss deiner langjährigen Erfahrung, wichtig in der Begleitung von Lernenden?
Mischa

«Ich bilde seit mehr als 20 Jahren Lernende aus. Die Hälfte der Zeit im kaufmännischen Bereich und jetzt in der Logistik. Das Ausbilden an sich hat sich nicht verändert. Es sind aber sehr viele neue Herausforderungen dazugekommen. Themen wie die Psy­che spielen heute eine viel grössere Rolle. Der Spagat zwischen gradliniger Führung und Vertrauensperson wird immer grösser. Die Lernenden müssen in Gesprächen viel mehr abgeholt wer­den. Am Ende ist es jedes Mal wieder ein spannendes Erlebnis zu sehen, wie sich die Lernenden innert drei Jahren von Schul­abgängerinnen und -abgängern zu tollen Erwachsenen entwickeln. Gerade in der Planzer-Familie, wo nach der Lehre der Weg nicht endet, können sich die Ex-Lernenden dann weiterentwickeln, und wer will und die Fähigkeiten hat, kann hier viel erreichen. Vielen Dank für das Interview.»


Ein Aufruf an alle Frauen:

«Frauen, traut euch!» Auch wenn es auf den ersten Blick nicht der Beruf ist, der ins Auge fällt, bietet er viele Möglichkeiten! Die Logistik ist ein Beruf mit Zukunft und nimmt an Bedeutung immer mehr zu.

Weibliche Kandidatinnen sind in allen Berufen der Planzer-Gruppe herzlich willkommen. 

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